Auf der Suche in Schweden
Sind die Nordländer wirklich glücklicher? Die Frage stelle ich mir schon länger und mache mich auf, einen Hinweis oder eine Antwort auf diese Frage zu finden.
Kiel – Göteborg
Die Anreise ist sehr einfach. Eine Fahrt über Nacht mit der Fähre und schon bin ich am nördlichsten Punkt meiner Reise angelangt. Göteborg empfängt mich mit kühlen zwei Grad und leichtem Schneefall. Beim Wetter kann die Suche nach dem Glück sicherlich nicht beantwortet werden. Aber die Fahrt durch die Stadt offenbart gleich einen deutlichen Hang zu zweirädriger Fortbewegung. Ausreichend Fahrradwege vernetzen die Innenstadt und lassen in Verbindung mit einem ersten Kaffee die Suche nach dem glücklichen Schweden sehr angenehm starten.
Kategattleden
Von hier aus geht es immer südwärts bis nach Kopenhagen. Soweit der Plan. Entlang der Küste führt der Kategattleden den Radreisenden durch mehrere Städte, Landschaften und Naturschutzgebiete. Die Reise beginnt mit der Schärenlandschaft südlich von Göteborg. Schnell wird die Zivilisation verlassen und die Natur rückt in den Vordergrund. Und damit kehrt Ruhe ein. Ein erstes Indiz auf das zu erwartende Glück?
Mein Zeltplatz wird an diesem Abend mitten in den Dünen sein. Mit einem lilafarbenen Sonnenuntergangsmeerblick erwartet mich die Nacht bei Minustemperaturen. Kitsch und Frost liegen manchmal eng beieinander.
Weiter geht es durch Naturschutzgebiete und Vogelbeobachtungsposten, welche zum Teil bewirtet sind. Und ich lerne das Smorrebrod kennen, ein einfacher aber sehr schmackhafter Snack für zwischendurch. Und schon mal ein Stück Glück, welches durch den Magen geht.
Aufgewärmt
Über Varberg, Falkenberg und Halmstad geht es südlich nach Helsingborg. Zwischendurch lege ich ab und zu eine Übernachtung in einer der unzähligen Vandererhemmet ein. Diese sind so etwas wie eine Art Herberge für Wanderer und hervorragend geeignet, bei einstelligen Temperaturen sich etwas aufzuwärmen. Und auch hier erlebe ich, wie in den Städten, eine gewisse Gelassenheit und Freundlichkeit. Ein deutlicher Hinweis auf jegliches Fehlen von Hektik oder Stress. Oder auf persönliches Empfinden von Glück.
Nach vier Tagen erreiche ich Helsingborg und von dort setzt die Fähre mich wieder über nach Dänemark. Die letzten Kilometer nach Kopenhagen geben mir das Gefühl von Stress zurück. Obwohl (zurecht) als Radlerhauptstadt angepriesen, habe ich einen Bustermin zu halten. Gar nicht so einfach, an verschiedenen Stellen mit dem Rad im Slalom um die Vielzahl an Touristen zu kurven. Ich erreiche die meinen Bus nicht ohne von einem gestressten weiteren Busfahrer auf den Radweg gehupt und verwiesen worden zu sein. Hat hier etwa schon das Glück sein Ende?
Gesucht, gefunden
Nein, das Glück hat kein Ende. Man sollte es nur nicht suchen, es ist immer da. Und so beantwortet auch diese Reise die törichten Fragen: „Wie finde ich das Glück?“ Oder: „Sind Nordländer glücklicher?“ Zwischen der Kälte, den ungehaltenenen Busfahrern, den schlechten Wettern, den geschlossenen Pizzerien und den verpassten Terminen und Gelegenheiten tun sich die perfekten Glücksmomente hervor. In ganzen Stücken.