Rote Entschleunigung
Zunächst gibt es nur eine Möglichkeit, der Hektik und Beschleunigung von Hongkong zu entgehen. Man besucht die Tempel. Und in der Tat findet man hier die Ruhe, die auf den Strassen fehlt. Der Lärm spielt hier zwar eher eine untergeordnete Rolle, jedoch sind die Rauchschwaden der Räucherstäbchen nicht zu verachten.
Es ist die Art der Chinesen, so die Kommunikation mit den Verstorbenen aufzunehmen. Wünsche werden in aller Form niedergeschrieben und anschliessend verbrannt. Räucherspiralen brennen wochenlang und Räucherstäbchen werden im 50er Pack angesteckt. Die dadurch entstehende Atmosphäre hat einen einstelligen Prozentanteil an Sauerstoff. Benebelt und absolut high tritt der Besucher wieder auf die Strasse.
Kern der Lehre des Konfuzianismus ist eigentlich eine nüchterne, bescheidene Art mit einem Fokus auf dessen, was wichtig ist. In den Tempeln merkt man hiervon nicht viel. Blumen, Obst und Figuren jeglicher Art stapeln sich geradezu. Auch die Farbgestaltung ist ebenso opulent. Dominiert von den kräftigen Farben rot und gold, findet sich nahezu jede Farbe an diesen Orten. Verbunden mit den Räucherutensilien ergibt sich so ein opulentes Gesamtbild eines jeden Tempels.
Bei meinen Besuchen beschränke ich mich auf die Haupttempel. Und selbst diese erwecken auf mich den Eindruck, als wäre hier neben der Pflege der Totenkommunikation auch so etwas wie eine Begegnungsstätte der noch Lebenden. Wahrscheinlich ist es auch als solches gedacht…