In der Unterwelt Myanmars

Es ist dunkel, kalt und feucht. Barfuß taste ich mich über spitze Steine und Fledermauskot in das Innere der Höhle vor. Vor mir baut sich ein riesiger Stalagmit auf. Auf dem rutschigen Boden das Gleichgewicht haltend versuche ich diesen zu umrunden. Er muß Jahrtausende alt sein. Ein Windstoß von hinten erinnert mich daran, dass ich den Ausgang der Höhle fast erreicht habe. Und schon fallen die ersten Sonnenstrahlen in das Dunkel und geben das wahre Ausmaß dieser Höhle preis.

Unter Tage

Ich bin unterwegs in den Höhlen rund um Hpa-an. In den Karstbergen des Kayin-Staates im Osten von Myanmar haben sich diese idyllischen und fast mystischen Orte vor Jahrtausenden gebildet. Höhlen gelten im buddhistischen Glauben von Myanmar als Heiligtum. Aus diesem Grunde lassen sich diese nur barfuß betreten. Eine oftmals sehr unangenehme Herausforderung. Aber die Größe und Vielfältigkeit der Höhlensysteme entschädigt dann für die körperlichen Unannehmlichkeiten. Und nach einem Tag in der Sonne ist die Kühle eine willkommene Erfrischung.

Die Höhlen sind mit diversen religiösen Intarsien ausgestattet. Stupas, Buddhastatuen und kleinere Tempel zeugen von Ehrerbietung. In die Wände sind besonders schöne Reliefs geschlagen. Ein Paradies für den Fotografen, ein Heiligtum für den Religiösen und ein Ort des Staunens für den Besucher.

Der Charme der Natur

Schon der Weg nach Hpa-an war gut gewählt. Die ca. sechzig Kilometer von Mawlamyaing werden mit dem Boot zurückgelegt. Ein ganz besondere Art des Fortbewegens. Hier finden sich noch Blickwinkel auf die Natur, welche im Bus schon lange verloren gegangen sind. Wir halten an kleinen Ortschaften, genießen die Gastfreundschaft der Menschen, besuchen selten entdeckte Tempel, die auf keiner Karte verzeichnet sind. Die Natur hat hier noch den Charme des Unberührten, die Zivilisation ist noch weitestgehend mit sich selber beschäftigt.

Und auch in den Bergen um den Ort sind viele Zufahrten nur über staubige Pisten zu erreichen. Dies grenzt die Zahl der Besucher doch sehr ein. Entweder man leiht sich ein Moped oder mietet einen Fahrer für einen Tag. Größere Besucherandränge sind so nicht zu erwarten. Und auch der Ort macht noch einen recht provinziellen Eindruck. Obwohl häufiger in den Reiseführern erwähnt, hat sich noch keine touristische Szene gebildet. Die wenigen kulinarischen Highlights müssen gesucht werden und Unterkünfte sind relativ spartanisch.

Rund um Hpa-an

Dabei sind nicht nur die Höhlen ein Highlight dieser Region. Die Karstberge sorgen für mehrstündige Kletterpartien, welche mit unbeschreiblichen Ausblicken belohnt werden. In den Abendstunden entfachen kleine Feuer einen Nebelschleier voller Mystik über das Land. Pittoreske Stupas zeigen auf Felsnadeln gen Himmel.

Ich kehre ein Jahr später noch einmal in diese Gegend. Eine Fahrt auf dem Rad durch die Hitze des Kayin Staates mit seinem roten Staub ist eine der schönsten Routen, die Myanmar zu bieten hat.

Und welcher Ort benennt sich schon nach einer Amphibie – Hpa bedeutet Frosch. So viel Originalität muss besucht werden, gerne auch zweimal.