Am Rande der Wüste

Es ist das erwartete Spektakel. Mit allen Farben von ockergelb bis ultraviolett verabschiedet sich die Sonne für diesen Tag. Hier in der Wahiba ist dieses Schauspiel einzigartig. Es scheint, als würden die Schatten wandern.

Ich stehe am östlichen Rand der Wahiba Wüste im Herzen des Oman. Ich habe ganz bewusst dieses Schauspiel an den Anfang der Reise gelegt. Eine Nacht in der Wüste ist immer etwas sehr besonderes. Und so erreicht mich das letzte Licht dieses Oktobertages nur zwei Tage, nachdem ich das herbstliche Europa verlassen habe. Man sagt, die Seele benötigt drei Tage um nachzureisen, um anzukommen. Daher geniesse ich die Wüstennacht erst einmal visuell, ohne philosopisch zu werden.

Angekommen

Diese Weite ist einfach unerreicht. Aus der Ferne hört man noch die Jeeps, die Ihre Kunden in die Camps fahren. Ein kurzer Moment Motorenlärm und wieder übernimmt der Wind die Stille der Wüste. Und mit der Stille kommt auch die Weite zurück. In der Ferne ist ein Gebirgszug auszumachen. Ohne Bezugspunkt für räumliche Grenzen und mit dem Abflauen des Windes gegen Abend kommt die schönste Zeit des Tages. Die Weite, die Stille und das Farbenspiel im Übergang zur Nacht. Das Staunen über diese Schönheit lässt auch die Seele ankommen.

Der Tag danach

In der Nacht begleitet der Sternenhimmel das abendliche Dinner. Mit der Dunkelheit gewöhnen sich die Augen an die veränderten Lichtverhältnisse. Und plötzlich leuchten am Rand der Wüste Orte auf. Obwohl dutzende Kilometer entfernt, scheint es fast, als habe die Wüste ihre Grenzen. Dafür übernimmt nun der Himmel die Rolle der Grenzenlosigkeit.

Bis zum Morgengrauen, wenn die Sonne einen neuen Anlauf unternimmt, uns Menschen mit der Schönheit der Farben und dem Minimalismus der Wüste zu beglücken.

Die Wahiba

Die Rimal Al Wahiba, Wahiba Sands oder Scharqiyya Sands ist eine Wüste in der Region Dschanub asch-Scharqiyya im Osten des Oman. Sie grenzt südlich an die wesentlich grössere Rub Al-Khali, welche weit nach Saudi-Arabien reicht. Das Gebiet erstreckt sich über 180 km von Norden nach Süden und ist etwa 80 km breit. Die großen Dünen im Norden verlaufen parallel zueinander in Nord-Süd-Richtung. Dazwischen befinden sich in zwei der zwischen den Dünen entstehenden Trichter Fahrstrecken, die mehrmals täglich von Beduinen und Besuchern mit Allradfahrzeugen befahren werden. Diese Strecken sind nicht abgesteckt oder befestigt, sondern bilden sich ausschließlich durch Reifenspuren vorhergehender Fahrzeuge. In der Mitte der Wahiba Sands befinden sich einige Beduinen-Behausungen.