Auf der Suche
Mawlamyaing, Mawlamyine oder Moulmein. Schon der Name klingt exotisch vielversprechend. Vielversprechend deswegen, weil diese Stadt nicht auf der „normalen“ Route durch Myanmar liegt. Dies ist Grund genug, diese Stadt einmal zu besuchen und ein Stück Normalität Myanmar wiederzufinden.
Ein Stadtrundgang
Nach dem ich die rund 270 Kilometer südöstlich von Yangon gelegene Stadt nach elf Stunden erreicht habe, ist der erste Eindruck zwiespältig. Noch am Abend besuche ich die Khayik Thoe Pagode in dem mich ein Mönch nach Geld fragt. Also wieder ein Ort, in dem Touristen als „Dollar on Legs“ gesehen werden? Der erste Eindruck verfliegt aber bei einem Rundgang durch die Stadt relativ schnell wieder.
Die Farben und Geschichten von Myanmar sind auch hier präsent. Die belebten Strassen bieten dem Kopfkino des Fotografen die große Show. Die traditionellen Longguyis, die dort zum Trockenen im Wind wehen. Das traditionelle Handwerk welches mit einfachsten Mitteln verrichtet wird. Der junge Mönch, dessen Kleidung eher hinderlich beim Fußballspielen ist und im nahezu verfallenen Tempel seinem Sport nachgeht.
Mawlamyaing ist die drittgrößte Stadt von Myanmar mit einer langen Tradition. Direkt am Ufer des Thanlwin gelegen war die Stadt ein Zentrum der frühen Mon-Dynastie. Auf den Hügeln der Stadt liegt die Kyaik Thanlan Pagode und hier findet sich auch mein erstes Ziel.
Treppensteigen
Auf die Hügel führen Treppen mit insgesamt 203 Stufen. Wem dies zu anstrengend ist, kann gegen eine kleine Gebühr einen Lift benutzen. Dieser gehört allerdings zur Pagode – deswegen also: barfuß in den Lift.
Der Blick von der 45 Meter hoch gelegenen Pagode ist atemberaubend. Der Sonnenuntergang über dem Thanlwin Fluss auf der einen Seite und die Karstberge von Hpa-an auf der anderen Seite. Dann noch ein kompletter Überblick über die Stadt. Ich halte mich Stunden hier auf, da die gesamte Hügelkette mit Tempeln, Pagoden und Klostern übersät ist.
Alte Bekannte
Unter anderem wird gerade auf dieser Hügelkette ein hinduistischer Tempel errichtet. Die obligatorischen Bambusgerüste stehen noch, die Front leuchtet schon farbenprächtig in der abendlichen Sonne und die Bildhauer gehen ihrer Tätigkeit im Schatten von provisorischen Planen nach.
Der Bauleiter bemerkt mich und wir kommen schnell ins Gespräch. Schnell kommt auch die Frage nach meiner Herkunft. Deutschland kennt er, er habe dort ebenfalls schon einen Tempel gebaut. Der Name der Stadt ist ihm entfallen. Wie sollte es anders sein – es ist natürlich der Hindutempel von Hamm. Mein Geburtsort.
In diesen Momenten rückt die Welt wieder ein bisschen zusammen.
Schwere Trennung
Es fällt mir schwer, Mawlamyaing über den Fluss nach Norden zu verlassen. Der Charme dieser Stadt hat mich eingefangen. Diese Orte suche ich – abseits des „beaten path“ und voller Geschichten.
Meine Geschichte von Myanmar wird noch ein Kapitel reicher. Ein deutsches Pärchen, welches ich am Vortag kennengelernt habe, teilt sich mit mir zufällig das selbe Boot nach Hpa-an. Und Didier, ein fotografisch begeisterter Franzose auf einem sechsmonatigen Trip, gesellt sich dazu.
In dieser Gesellschaft und mit der Aussicht auf neue Entdeckungen fällt der Abschied dann doch leicht.