Der Vorsommer an der französischen Atlantikküste

Ich stehe auf der Brücke zur Ile de Re und schaue auf ein Blau, welches den Blick festhält. Eine Tiefe, eine Schönheit und Intensität geht von diesem Himmel aus und man vergisst für einen Moment, was man eigentlich hier tut. Umso schöner, noch staunen zu können.

Es beginnt mit einer Idee. Des deutschen Winters überdrüssig sind wir auf der Suche nach den ersten Vorboten des Sommers. Und was bietet sich so früh im Jahr an? Der Süden Europas. Genauer: der Südwesten Frankreichs. Die französische Atlantikküste.

Und so planen wir eine Tour südlich von La Rochelle nach Bordeaux. Und je näher die Woche kommt, je näher kommt das gute Wetter, je näher kommt der Sommer.

Sommer beginnt

Die ersten Tage des Sommers sind Tage auf Inseln. Ile de Re und Ile d’Oleron begrüssen uns mit pittoresken Fischerhäusern, blauen Himmel und Mohnfeldern. Die Farbenpracht an diesen Tagen ist wegen der noch klaren Luft überwältigend. Und die Führung der französischen Atlantikroute grandios. Immer wieder kehren wir Stränden zu und werden von kleinen Dörfern und Bistros überrascht. Die abendlichen Menüs sind gefüllt mit Moules avec Frites in den verschiedensten Variationen. Und einem who-is-who der französischen Weissweine.

Der Weg führt weiter über Royan und der Bucht der Garonne in Richtung Cap Ferret. Hunderte von Kilometern asphaltierte Radwege durch duftende Pinienwälder. Nur unterbrochen von kleineren Aufenthalten an Stränden. Auch hier beeindrucken die graffitibehafteten Kriegsüberbleibsel mit ihrer künstlerischen Abwechslung aus der Strandmonotonie. Und fordern den Fotografen aufgrund der skurrilen Formgebung inmitten perfekter Natur. Wir lassen Bordeaux noch links liegen und setzen schliesslich in Cap Ferret mit der Fähre nach Arcachon über.

Hochsommer

Und hier bricht sich der Sommer seinen Bann. Der sonnendurchflutete Stadtstrand, die Promenade mit den Kunstfiguren, die generationenverbindende Architektur – Arcachon gewinnt schnell Herzen. Gepaart mit der Leichtigkeit warmer Sommerabende, der unübertroffenen Esskultur dieser Region und der einzigartigen Lage der Stadt fällt ein Abschied schwer. Nur das Versprechen der weiteren Route über Biscarosse kann uns weiterziehen lassen. Und wir werden nicht enttäuscht – ein Kurzbesuch der Düne von Pilat und die Gegend wird südlich. Weniger Baumbestand, mehr offene Flächen und die Seen um Biscarosse zeugen von mehr der Sonne ausgesetzter Natur.

Wir verlassen die Route am Meer entlang und kommen zurück nach Bordeaux, dem Ende unserer Reise. Zwei Tage in einer abendlichen Melange von Touristen, Einheimischen und Studenten strömen wir durch die engen Gassen der französischen Metropole. Um festzustellen: wir haben in gesehen, gefunden und gerochen…

… den Sommer in Frühform